Auszug - Antrag der SPD-Kreistagsfraktion vom 01.12.2004 (Eingang: 02.12.2004); Projekt "Eigenverantwortliche Schule und Qualitätsvergleich in Bildungsregionen - neue Steuerung im Schulsystem des Landes Niedersachsen"
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Wortprotokoll Beschluss Abstimmungsergebnis |
Diskussionsverlauf:
KTA Peters
erläutert, dass den Schulen mehr Eigenverantwortlichkeit zugebilligt werden
müsse, damit diese in der Qualitätsentwicklung voranschreiten können. In den
verschiedenen Bundesländern bestehe eine unterschiedliche Handhabung. Leider
werde von einem Bundesland nicht auf die Erfahrungen eines anderen
zurückgegriffen. Es wäre hilfreich, hierzu ein Steuerungsinstrument wie die KMK
einzusetzen, damit eine Abstimmung zwischen den Bundesländern erfolgen könne.
Schulen sollen in der Lage sein, über Angelegenheiten wie Budget,
Einstellungen, Beförderungen bis hin zu Beförderungen des stellvertretenden
Schulleiters sowie die Gestaltung des Lehrplans selbst entscheiden zu können. Allein
mit Lüneburger Schulen werde eine Bildungsregion jedoch nicht zustande kommen
können und deshalb seien andere Landkreise um Mithilfe gebeten worden. Die
Antragsfrist für dieses Projekt sei zwar bereits auf dem 11.03.2005 verlängert
worden, trotzdem sei es unmöglich, diese Frist einzuhalten.
Ein anderer Weg zur Schaffung von Qualitätsnetzwerken sei, dass
die Schulen selbst sich zusammenschließen zu eigenverantwortlichen Schulen.
Dieser Weg sei jedoch weitaus schwieriger, da eine Schule federführend die
Verwaltungsarbeit leisten müsse für die gesamte Pflege des Netzwerkes.
Vor dem Hintergrund, dass es nur wenige interessierte Schulen
gebe, wäre es sinnvoller gewesen, die Eigenverantwortlichen Schulen als
Schulversuch in Leben zu rufen. Bei einem Schulversuch würden seitens des
Kultusministeriums mehr Verwaltungsressourcen zur Verfügung gestellt.
KTA Dr. Scharf bezieht
sich auf eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema, die am 18.01.2005 in
der Ritterakademie stattgefunden habe. Dort sei deutlich gemacht worden, dass
es sich nicht um einen Modellversuch handele, sondern für alle Schulen im Land
Niedersachsen ab dem Jahr 2012 verbindlich werden wird. Ein Baustein dieses
Projektes bestehe aus „Qualitätsentwicklung und -sicherung“. Zur
Qualitätssicherung gehöre, dass die vom Land vorgegebenen Standards durch
Klausuren und Klassenarbeiten sowie durch das Zentralabitur überprüft werden.
Ein weiterer Punkt sei die „Personalentwicklung“, wodurch den Schulen mehr
Möglichkeiten eingeräumt werden, das Personal selbst auszuwählen und auch
einzustellen. Dadurch werde sich die Situation an den Schulen entscheidend
verändern. Der Baustein „Ressourcenverantwortung“ sehe vor, dass die
Landesmittel zu einem Fond zusammengefasst werden und die Schule in eigener
Verantwortung entscheide, welche Gelder für welchen Bereich ausgegeben werden
sollen. Hierdurch sei eine Schule in der Lage, Akzente zu setzen. Unter der
Überschrift „Unterrichtsorganisation“ sei vorgesehen, dass die Schulen auch
über die Dauer einer Unterrichtsstunde selbst entscheiden können.
Die Einführung von Eigenverantwortlichen Schulen bedeute nicht,
dass das Bildungswesen aufgelöst werde. Die staatliche Schulaufsicht bleibe
nach wie vor bestehen. Unter anderem soll dies gewährleistet werden durch
regelmäßige Schulinspektionen, wobei die Ergebnisse sowohl an die Schulen
weitergegeben als auch veröffentlicht werden sollen. Diese Ergebnisse besitzen
große Aussagekraft für die Eltern und es werde ein erhöhter Wettbewerb unter
den Schulen stattfinden.
Es sei noch zu klären, inwieweit die Schulen mit entsprechenden
Mitteln ausgestatten werden, um die zusätzlichen Aufgaben erfüllen zu können.
Es sei außerdem noch ungeklärt, welche Rolle den verschiedenen Institutionen
der Schulen, also Gesamtkonferenz, Schulleiter, Personalrat und Schulträger
zukommen werde. Da das Projekt jedoch viele Chancen und Möglichkeiten für die
Schulen mit sich bringe, werde um Zustimmung gebeten.
KTA Graff räumt
ein, dass das Projekt „Eigenverantwortliche Schulen“ sicherlich viel Positives
mit sich bringe. Er kritisiert jedoch, dass der Personalrat und vor allem die
Gesamtkonferenz ihrer Aufgaben enthoben werden und die Schule von einem
Vorstand geleitet werde. Dieses Verfahren sei nicht demokratisch.
KTA Dörbaum macht
deutlich, dass Bildung einen höheren Stellenwert habe denn je, da in der
heutigen Berufswelt qualifizierte Schulabschlüsse gefordert seien. Der
vorliegende Antrag sei deshalb grundsätzlich zu unterstützen. Eine Umsetzung
des Projektes sei jedoch kaum möglich, wenn den Schulen nicht auch
entsprechende Mittel und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
KTA Danzenbächer sieht
die Umsetzung des Projektes ebenfalls als problematisch an. Abgesehen davon,
dass eine Ausstattung der Schulen mit entsprechenden Mittel noch absolut
ungeklärt sei, handele es sich hier um ein überstürztes Reformvorhaben. Es
fehle ein nötiges Gesamtkonzept. Beispielhaft sei hierzu genannt, dass
administrative Kräfte erforderlich seien, für die überdies Räumlichkeiten zur
Verfügung gestellt werden müssen. Grundsätzlich sei es zwar der richtige Weg,
den Schulen mehr Eigenständigkeit zuzubilligen, in der Regel fehle es in den
Schulen jedoch an administrativer Qualifikation.
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Beschluss:
Der Landkreis Lüneburg begrüßt die angestrebte
„Eigenverantwortliche Schule“ als Organisationsform auch für seine Schulen. Für
eine sachgerechte Entscheidungsfindung in den Schulen sind die gesetzten
Termine für eine Teilnahme am Projekt einer Bildungsregion jedoch zu
kurz.
Die Verwaltung berichtet entsprechend dem MK und prüft, ob
Schulen in Netzwerken auch über den Anmeldetermin hinaus noch an dem
Projekt teilnehmen können. Zu den grundsätzlichen Teilnahmebedingungen schließt
sich der Landkreis der Empfehlung des Schulausschusses der Stadt Lüneburg vom
16.12.2004 an.
Abstimmungsergebnis: einstimmig bei 2 Enthaltungen