Vorlage - 2006/108
|
|
Anlage/n:
-keine-
Beschlussvorschlag:
Die GRÜNEN-Kreistagsfraktion beantragt folgende
Beschlussfassung durch den Kreistag am 17.07.2006:
„Dem Fachdienst 51 (Jugendamt) werden zum nächstmöglichen
Zeitpunkt mindestens zwei zusätzliche Vollzeitstellen zur Verfügung gestellt.
Vakante Stellen oder Stellenanteile, die durch Elternzeit, Teilzeitarbeit oder
langwierige Erkrankungen (mehr als 2 Monate) entstehen, müssen nahtlos neu
besetzt werden.“
Sachlage:
Begründung der GRÜNEN-Kreistagsfraktion zum Antrag vom
02.06.2006:
„ Der Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Allgemeinen Sozialdienstes (ASD) im Jugendamt hat in den letzten Wochen so
genannte „Überlastungsanzeigen“ bei der Fachdienstleitung
eingereicht. Mit diesen Überlastungsanzeigen dokumentieren die Mitarbeiter, dass
sie die an sie gestellten Aufgaben im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden
Arbeitszeit nicht mehr erledigen können. Die Arbeitsbelastung der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fachdienst 51 ist in vielerlei Hinsicht
nicht zu verantworten: eine nicht abreißen wollende Serie von Todesfällen bei
Kindern durch Vernachlässigung und Misshandlung erschüttert die Bundesrepublik.
Der ASD ist der Arbeitsbereich, der solchen Verdachtsfällen im Landkreis
Lüneburg nachgeht. Dies hat höchste Priorität. In diesem sensiblen Bereich darf
die hohe psychische Belastung der Mitarbeiter nicht noch durch permanenten
Zeitdruck erhöht werden. Lange andauernde Fehlzeiten durch Erschöpfungssyndrome
wie „burn-out“ sind die Folge und belasten den Personaletat unnötig.
In der Vergangenheit wurde innerhalb des FD 51 schon versucht
durch vielfältige Einsparungen an anderer Stelle (Reduzierung der
Erreichbarkeit für die Öffentlichkeit, Nichtbesetzen der KiGa-Fachberatung,
…) den Zeitdruck zu verringern. Diese Einschränkungen gehen allerdings zu
Lasten der allgemeinen Qualität der Arbeit. Stattdessen sehen wir in der
zusätzlichen Bereitstellung von mindestens zwei Mitarbeiterinnen oder
Mitarbeitern die einzige Möglichkeit die Arbeitssituation im FD 51 zu
entschärfen. Die Verwaltung wird aufgefordert Vorschläge zur personellen
Umstrukturierung zu machen.“
Ergänzende Sachlage vom 19.12.2006 für die
Jugendhilfeausschusssitzung am 16.01.2007:
Im Fachdienst 51 in den Bereichen Allgemeiner Sozialdienst,
Pflegekinderdienst und Jugendgerichtshilfe arbeiten auf 11,25 Stellen zurzeit
13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit.
In den letzten Jahren ist eine kontinuierliche
Arbeitsverdichtung festzustellen. Dies hängt zum einen mit der steigenden Zahl
der Bevölkerung, zum anderen mit der steigenden Zahl der Jugendhilfeleistungen
zusammen.
Die Einrichtung der Sozialräume und nicht zuletzt auch das
flexible Reagieren auf die konzeptionelle Umstellung des Sozialraumprinzips
kommen als höhere Arbeitsbelastung hinzu. In den letzten Wochen und Monaten ist
auch die Zahl der Hinweise auf mögliche Kindeswohlgefährdungen angestiegen.
Auch wenn hiermit nicht grundsätzlich ein tatsächliches Ansteigen von
Kindesschutzfällen einher geht, so muss doch jedem einzelnen Hinweis mit der
nötigen Sorgfalt nachgegangen werden.
Wenn auch der Kindesschutz höchste Priorität bei allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Allgemeinen Sozialdienstes genießt, so
kann diese Präsenz jedoch nur gewährleistet werden, wenn in anderen
Aufgabenfeldern die entsprechende Ressource abgezogen wird. Insoweit kommen
insbesondere Dokumentationsaufgaben in der Regel zu kurz. Dass diese Aufgabe
jedoch nicht gering zu schätzen ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass die
Übergabe von Fällen oder auch nur das Vertreten von Fällen durch eine nicht
lückenlose Dokumentation erschwert wird. Auch die Planung und damit das
effiziente und effektive Arbeiten im jeweiligen Fall sind nur bei
entsprechender Dokumentation möglich.
Bezüglich der Gestaltung der neuen Sozialräume ist zumindest in
der ersten Zeit mit einem erhöhten Arbeitsaufwand zu rechnen. Hierbei muss
berücksichtigt werden, dass diese Arbeitsform für alle Beteiligten, somit auch
für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamts, neu und weitgehend
ungewohnt ist. Dieser gestalterische Prozess erfordert derzeit – und dies
sicherlich auch noch mittelfristig – eine erhöhte Aufmerksamkeit der
jeweiligen Sachbearbeiter. Seitens der Verwaltung ist daher eine Stellenmehrung
im Bereich des Allgemeinen Sozialdienstes angemeldet worden.