Vorlage - 2023/308
|
|
Die Coronazeit verlangte durch Schulschließungen, Unterrichtsausfälle, Homeoffice Unterricht usw. gerade in den höheren Jahrgängen, den Schüler*innen eine Menge ab.
Einer im März veröffentlichten Bertelsmann-Studie zufolge, drohten vielen der Abgänger ohne Abschluss bei der Suche nach einer Ausbildung leer auszugehen.
Seit Beginn der Pandemie haben mehr Jugendliche in Niedersachsen die Schule verlassen, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben. Der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger ohne Hauptschulabschluss lag im Schuljahr 2020/2021 bei 6,0 Prozent und im Schuljahr 2021/2022 bei 6,7 Prozent. Das teilte das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) auf Anfrage mit. Im Sommer 2022 verließen insgesamt landesweit 5.086 von 76.241 Absolventen die Schule ohne Abschluss.
Anlagen: | |||||
Nr. | Name | ||||
1 | Anfrage_Schulabbrüche-signed.pdf (196 KB) |
Die Gruppe DIE LINKE/Die PARTEI bittet daher die Verwaltung um Beantwortung folgender Fragen im nächsten Schulausschuss:
- Ist in den Schuljahren 2020/21 bis 2022/23 gegenüber der Vorpandemiezeit ein erhöhter schulischer Nichtabschluss von Jahrgangsabgänger*innen im Sekundarbereich1 in den kreiseigenen Schulen zu verzeichnen?
- Wieviel Schüler*innen erreichten in den beiden Jahren keinen Schulabschluss?
- Hat die Verwaltung darüber Kenntnis, wieviel Schulabgänger*innen ohne Schulabschluss eine Anschlussausbildung erhielten?
- Wie ist der Unterschied zu den angrenzenden Landkreisen Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Harburg?
Stellungnahme der Verwaltung/FD 55 vom 19.09.2023:
Es gilt zu unterscheiden zwischen dem Schulabgang von allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss und ohne Abschluss, da die Quote "ohne Hauptschulabschluss" auch die Schülerinnen und Schüler aus den Förderschulen umfasst, die den Abschluss der Förderschule Lernen erreicht haben bzw. von der Förderschule Geistige Entwicklung abgegangen sind, also jeweils nicht abgebrochen haben. Beide Quotenvarianten werden unten aufgeführt.
Die Zahlen für 2022/2023 liegen ausgewertet noch nicht vor.
Zudem kann bei den verfügbaren Daten nicht unterschieden werden zwischen kreiseigenen und nicht kreiseigenen Schulen. Die Auswertung gilt also für den Landkreis Lüneburg insgesamt.
Für 2020/2021 und 2021/2022 können verglichen zu 2017/2018 bis 2019/2020 folgende Antworten gegeben werden:
Zu 1. Ist in den Schuljahren 2020/21 bis 2022/23 gegenüber der Vorpandemiezeit ein erhöhter schulischer Nichtabschluss von Jahrgangsabgänger*innen im Sekundarbereich1 in den kreiseigenen Schulen zu verzeichnen?
Eine höhere Abgangsquote ohne (Hauptschul-)Abschluss kann bisher nicht festgestellt werden. Die Quote schwankt bezogen auf den Abgang ohne Hauptschulabschluss zwischen 5,2 % und 6,1 %. 2020 lag sie höher, da es durch die Wiedereinführung von G 9 weniger Abgänge (ein kompletter Abiturjahrgang ist statistisch weggefallen) aus dem Gymnasialbereich gab.
Schuljahr | Anteil ohne Hauptschulabschluss | Anteil ohne Abschluss |
2017/18 | 5,2 % | 2,6 % |
2018/19 | 5,7 % | 3,8 % |
2019/20 | 8,6 % | 4,3 % |
2020/21 | 5,2 % | 2,4 % |
2021/22 | 6,1 % | 3,0 % |
Quelle: LSN Online, Tabelle K3002519, eigene Berechnungen
Zu 2. Wieviel Schüler*innen erreichten in den beiden Jahren keinen Schulabschluss?
Pro Schuljahr erreichen um die 100 Schulabgängerinnen und Schulabgängern von allgemeinbildenden Schulen im Landkreis Lüneburg keinen Hauptschulabschluss. Erfahrungsgemäß besuchen davon 75% der SuS anschließend die BBSen, während ca. 25% an der ursprünglichen oder einer anderen gleichwertigen Schule das Schuljahr wiederholen. Hierüber gibt es jedoch kein gesichertes Zahlenmaterial. Es müsste händisch überprüft werden.
Schuljahr | Anzahl ohne Hauptschulabschluss | davon Anzahl ohne Abschluss | Abschlüsse insgesamt |
2017/18 | 99 | 45 | 1.895 |
2018/19 | 109 | 73 | 1.909 |
2019/20 | 113 | 56 | 1.311 |
2020/21 | 94 | 43 | 1.811 |
2021/22 | 113 | 55 | 1.864 |
Quelle: LSN Online, Tabelle K3002519, eigene Berechnungen
Zu 3. Hat die Verwaltung darüber Kenntnis, wieviel Schulabgänger*innen ohne Schulabschluss eine Anschlussausbildung erhielten?
Die Ausbildungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit gibt Auskunft darüber, dass es im Berichtsjahr 2022/23 im Landkreis Lüneburg insgesamt 1.119 Bewerberinnen und Bewerber auf 1.132 Ausbildungsstellen gab. 289 galten als unversorgt. Von diesen 289 hatten 264 mindestens einen Hauptschulabschluss, die restlichen 25 hatten keinen Hauptschulabschluss oder es liegt keine Angabe vor (Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Der Ausbildungsmarkt, Hannover, August 2023).
Im Landkreis Lüneburg besteht bereits seit 2014 die Möglichkeit, über das Fachverfahren "Schüler Online" den Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II inkl. Berufsausbildung zu beobachten und darzustellen. Mit diesem Verfahren unterstützt der Landkreis die Beratung und anschließende Versorgung der zunächst an diesem Übergang nicht versorgten Schülerinnen und Schüler.
Allein durch die Einführung dieses Verfahrens ist die Zahl der in Frage kommenden Jugendlichen von ca. 200 im Jahr 2018 auf 70-80 Jugendliche gesunken. Von den 83 zunächst nicht geklärten Fällen für das Jahr 2023 liegen zum Stand 14.09.2023 lediglich noch in 22 Fällen keine Rückmeldungen vor. Hier wird über die Bearbeitung von "Schüler Online" weiter nachgehakt und notfalls ein Bußgeldverfahren zur Erfüllung der Schulpflicht eingeleitet.
Zu 4. Wie ist der Unterschied zu den angrenzenden Landkreisen Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Harburg?
Anteil Schulabgängerinnen und Schulabgänger von allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss im Vergleich zu den Landkreisen Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Harburg:
Schuljahr | Landkreis Lüneburg | Landkreis Uelzen | Landkreis Lüchow-Dannenberg | Landkreis Harburg |
2017/18 | 5,2 % | 6,2 % | 7,1 % | 3,4 % |
2018/19 | 5,7 % | 9,3 % | 7,8 % | 5,1 % |
2019/20 | 8,6 % | 9,3 % | 9,3 % | 6,0 % |
2020/21 | 5,2 % | 6,0 % | 9,3 % | 4,3 % |
2021/22 | 6,1 % | 7,9 % | 10,3 % | 4,0 % |
Quelle: LSN Online, Tabelle K3002519, eigene Berechnungen