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Abstimmung per Handzeichen in einer Kreistagssitzung.

Vorlage - 2020/052  

Betreff: Antrag der Fraktion DIE LINKE vom 05.02.2020 (Eingang: 06.02.20); Verzicht Fuchsjagd (im Stand der 1. Aktualisierung der Verwaltung vom 25.02.2020)
Status:öffentlichVorlage-Art:Antrag an Fachausschüsse
Verantwortlich:Fraktion DIE LINKE
Federführend:Büro des Landrats Beteiligt:Ordnung
Bearbeiter/-in: Krambeer, Lisa   
Produkte:24.1. 111-110 Büro des Landrats
Beratungsfolge:
Ausschuss für Feuer-, Katastrophenschutz und Ordnungsangelegenheiten
05.05.2020 
Sitzung des Ausschusses für Feuer-, Katastrophenschutz und Ordnungsangelegenheiten abgelehnt   
Kreisausschuss
18.05.2020    Sitzung des Kreisausschusses      

Anlage/n
Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
Antrag_Verzicht_Fuchsjagd-signed.pdf  

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Anlage/n:

Originalantrag

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Antrag_Verzicht_Fuchsjagd-signed.pdf (256 KB)      
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Beschlussvorschlag des Antragstellers:

Der Ausschuss respektive der Landrat fordert die Jägerschaft auf, freiwillig auf die Fuchsjagd im Landkreis Lüneburg zu verzichten. Darüber hinaus sollen die Lebensbedingungen von Greifvögeln im Landkreis verbessert werden (bspw. durch Sitzkrücken). Auf die Verwendung von Gift soll verzichtet werden.

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Sachlage:

Sehr geehrter Herr Landrat Böther,

 

für die nächste Sitzung des Ausschusses für Feuer-,Katastrophenschutz und Ordnungsangelegenheiten stellt die Fraktion DIE LINKE folgenden Antrag:

Eine massive Mäuseplage richtet zurzeit Schäden auf Deichen und Grünlandflächen, wie dem Deichvorland der Elbe, und in Elbnähe an Feldern und Wälder, sowie am ESK an. Diese Bereiche sind von einer starken Vermehrung von Wühlmäusen (Feld- und Rötelmäuse) (Arvicolinae) betroffen.
AnwohnerInnen reden von „löchrig wie Schweizer Käse“. In solch einer Bemerkung ist die Sorge enthalten, die Deiche könnten brechen. Unter diesem Aspekt leidet auch die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal an die Katastrophe (18.07.1976) am ESK erinnern.
Schon 2018 war ein sehr trockenes Jahr und auch das Jahr 2019 hatte geringe Niederschläge mit der Folge, dass die Grundwasserstände stark gefallen sind und es zu einer Massenvermehrung der Mäuse kam. Feldmäuse schädigen die obere Schicht von Deichen, indem sie kleine Löcher hineingraben. Hunde buddeln diese häufig auf und vergrößern sie dadurch noch. Wasser kann durch diese Beschädigungen bei Hochwasser eindringen, mit der Folge, dass die Deiche instabil werden. Dies gilt es zu verhindern. Durch die Mäuseplage leidet auch die Landwirtschaft, da nicht ausreichend Winterfuttervorräte angelegt werden können. Darüber hinaus besteht die Gefahr durch den Hantavirus, der durch Rötelmäuse übertragen werden kann. Nach einer Infektion mit dem Hantavirus kann nach zwei-vier Wochen hohes Fieber einsetzen, begleitet von Kopf- und Gliederschmerzen. Hinzu kommt häufig noch Übelkeit und Erbrechen und in schweren Verläufen sogar akutes Nierenversagen. Das ökologische Gleichgewicht von Mäusen und ihren natürlichen Feinden ist zerstört. Zu dieser ökologischen Schieflage trägt vor allem die intensive Fuchsjagd bei. Deshalb sollte die Bejagung des Fuchses (Vulpes Vulpes) und der Marderartigen (Mustelidae) eingestellt werden. Füchse sind die natürlichen Feinde von Mäusen. Von 3.000 bis 5.000 Mäusen ernährt sich ein Fuchs pro Jahr. Auch Marderartige Tiere wie der Dachs und Iltisse sollten ebenfalls in den betroffenen Gebieten nicht mehr bejagt werden, da auch sie Mäuse jagen. Zusätzlich sollte der Lebensraum von Greifvögeln (Accipitriformes) und Eulen (Strigiformes) verbessert werden. Die Landwirtschaftskammer in Niedersachsen rät den betroffenen Bauern, dass Sitzkrücken für Greifvögel aufgestellt werden, um damit die natürlichen Fressfeinde der Mäuse zu fördern.
Auf die Verwendung von Gift sollte aus ökologischer Sicht prinzipiell verzichtet werden (Schutz von Wild- und Haustieren). Hier sind dann auch die Landwirtschaft Betreibende und EigentümerInnen von Gärten gemeint, deren Grundstücke am Deich bzw. am ESK liegen.

 

Stellungnahme der Verwaltung (Fachdienst 61 – Umwelt) vom 25.02.2020:

Die Deichverbände haben für die Bekämpfung von Mäusen dauerhaft Ansitzhilfen für Greifvögel aufgestellt. Die Anzahl wurde zuletzt auf noch einmal deutlich erhöht. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, haben die Deichverbände in der Vergangenheit auch z.T. Giftköder eingesetzt (nach Zulassung beim Landkreis). Die Deichverbände haben die Deichsicherheit im Blick und können auch am besten beurteilen, wann durch Mäuse die Deichsicherheit gefährdet ist und daher gehandelt werden muss.

 

Der Artlenburger Deichverbandes bestätigt das hohe Aufkommen an Mäusen. Die Forderung den Fuchs als Mäusejäger am Deich einzusetzen kann jedoch nicht unterstützt werden. Füchse versuchen - wie Hunde - durch Graben im Bereich der Mäuselöcher an ihre Beute zu kommen. Das führt zu zusätzlichen Schäden. Auch können Schafe, die bei der Beweidung mit Fuchskot in Kontakt kommen, wohl erkranken, so dass auch der Schäfer Probleme mit dem Fuchs am Deich hat. Welchen Anteil der Fuchs bei der Bekämpfung der Mäusepopulation überhaupt hat bzw. haben kann, ist unklar.

 

Aus naturschutzfachlicher Sicht kommt hinzu, dass Füchse neben Mäusen auch die Brut von Wiesenvögeln fressen. Im Rahmen des Wiesenvogelschutzes wird daher auch mit den Jägern kooperiert, die diese sog. Prädatoren bejagen sollen. Auch hier können negative Auswirkungen durch eine Einstellung der Fuchsjagd nicht ausgeschlossen werden.

 

Stellungnahme der Jägerschaft des Landkreises Lüneburg e.V.:

Die Bejagung von Prädatoren ist, wie die gesamte gesetzliche Regulierung der Jagd, durch die Landesjagdgesetze oder aber auch das Bundesjagdgesetz geregelt. Solange sich der berechtigte Jäger bei der Bejagung, ganz gleich ob mit der Falle oder der Waffe, im Rahmen dieser Gesetzgebung verhält, ist die Jagd auf den Fuchs nicht zu beanstanden. Auf der Ebene des Landkreises besteht hier keine Regulierungsoption.

Die Diskussion um die Fuchsbejagung kann demnach zielführend nur mit der Jägerschaft direkt und einvernehmlich geführt werden. Die Jägerschaft des Landkreises Lüneburg vertritt die Interessen von über neunzig Prozent der Jagdausübungsberechtigten in dieser Region.

Gerade über die Notwendigkeit der Fuchsbejagung befinden wir uns schon seit längerer Zeit in einem Dialog mit den Naturschutzverbänden und den politischen Parteien. Diesen Prozess wollen wir in Zukunft noch intensiver gestalten. Bei allen Diskussionen ist deutlich geworden, dass die Bejagung von Füchsen in Gebieten, die die Heimat vieler Bodenbrüter sind, fast ausnahmslos als notwendig angesehen wird. Im Interesse der Artenvielfalt hat die Erhaltung seltener Bodenbrüter wie z.B. das vom Aussterben bedrohte Rebhuhn bei der Jägerschaft oberste Priorität.

 

Die Gefahr, die Mäuse für den Erhalt der Deiche darstellen, mögen die dafür Verantwortlichen beantworten. Nach unseren Informationen ist der Nutria eine deutliche höhere Bedrohung für dir Deichsicherheit. Unbestritten leistet der Fuchs auch seinen Beitrag zur Mäusebekämpfung.

Die Intensität der Fuchsbejagung ist je nach Klimaverlauf und Biotop unterschiedlich. Unsere Reviere in der Elbmarsch müssen insbesondere mit Rücksicht auf die Vogelschutzprogramme den Fuchs bejagen. Reviere in der Geest werden sich eher, auch nach Absprache mit den örtlichen Landwirten, in starken Mäusejahren etwas zurückhalten.

Bei allen Diskussionen, offenen Briefen, Demonstrationen und Anfragen in dieser Sache gilt aber der Grundsatz der Freiwilligkeit und des Vertrauens. Die Jägerschaft ist bereit, dass Gespräch mit allen zu führen, denen die Gestaltung der Natur am Herzen liegt.

 

Stellungnahme des Kreisjägermeisters:

Der Antrag kann nicht unterstützt werden. Der Fuchs ist in seiner Verbreitung nicht gefährdet. Er ist in seiner Nahrungsbeschaffung ein sogenannter Generalist. Das heißt, er frisst alles, was er kriegen kann. Das Spektrum reicht von Kleinsäugern (Mäuse, Ratten), Vögel, Gelege, Insekten, Beeren, Aas bis zu Abfällen aller Art. Je nach Standort hat er sein Beuteschema. Interessant ist die Tatsache seiner Verbreitung. Nach einer Studie von Janko et.al. 2013 (Quelle Landesjagdbericht 18/19) ist davon auszugehen, dass die Fuchsdichte sich zunehmend erhöht, je städtischer die Umgebung ist. Mit bis zu 16 Altfüchsen je 100 ha ist städtische Population mehr als 10 Mal so hoch, wie in Feld und Wald. An Deichen und ähnlichen Schutzanlagen hat der Fuchs nichts zu suchen. Um an Mäuse zu kommen, gräbt er sie aus. Dadurch entstehen weitaus größere Schäden, als durch Mauselöcher. Ähnlich arbeitet der Dachs (Meles meles). Die erhöhte Mäusepopulation wird erst durch umfangreiche Regenfälle (Oktober `19, 125 mm oder Februar `20 bis dato 75 mm) zusammenbrechen.

Aufgeben der Prädatoren Jagd löst nicht das Mäuseproblem, verschärft aber den Beutegreiferdruck auf das Niederwild. Ich bin gerne bereit, als offizieller Berater des Landkreises, in entsprechenden Gremien die jagdlichen Aspekte und natürlichen Zusammenhänge zu erläutern.
 

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