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Abstimmung per Handzeichen in einer Kreistagssitzung.

Vorlage - 2010/283  

Betreff: Notärztliche Versorgung im Landkreis Lüneburg
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verantwortlich:Trost, Heinz-OttoAktenzeichen:41-FEL
Federführend:Ordnung Bearbeiter/-in: Wieckhorst, Monika
Beratungsfolge:
Ausschuss für Feuer-, Katastrophenschutz und Ordnungsangelegenheiten
02.11.2010 
Ausschuss für Feuer-, Katastrophenschutz und Ordnungsangelegenheiten ungeändert beschlossen   

Anlage/n
Beschlussvorschlag
Sachverhalt

Anlage/n:

 

Beschlussvorschlag:

Beschlussvorschlag:

Die Verwaltung wird beauftragt, Verhandlungen mit den Krankenkassen über eine Ausweitung der Vorhaltung des zweiten NEF auf den Zeitraum 23 bis 7 Uhr sowie eine Verlegung des Notarztstandortes in Richtung Neetze im Zeitraum 16 bis 7 Uhr zu führen. 

Außerdem wird die Verwaltung gebeten, in diesem Zusammenhang zu prüfen, welche Vorteile sich aus dem Einsatz des Bedarfs-Notarztes Dr. Schwarze für die Notarztversorgung im Landkreis Lüneburg ergeben

Sachlage:

Sachlage:

Auf der Basis einer Organisationsuntersuchung des Notarztdienstes im Landkreis Lüneburg, welche das Büro Forplan Dr. Schmiedel GmbH, Bonn, im Jahr 2008 durchgeführt hatte, wurde die Notarztvorhaltung im Landkreis Lüneburg im Einvernehmen mit den Krankenkassen als Kostenträger dahingehend optimiert, dass seit dem 01.07.2009 täglich in der Zeit von 7 bis 23 Uhr ein zweites Notarzt-Einsatz-Fahrzeug (NEF), zusätzlich zu dem bereits seit Jahren vorhandene ersten NEF, welches rund um die Uhr am Städtischen Klinikum Lüneburg stationiert ist, vorgehalten wird.

 

Im Rahmen der Organisationsuntersuchung war festgestellt worden, dass aufgrund der Erreichbarkeiten und der Eintreffzeiten im Landkreis Lüneburg die Notarztversorgung von Lüneburg aus gesehen radial nach außen deutlich abnahm mit Eintreffzeiten über 15 bis über 30 Minuten. Dies galt insbesondere für den östlichen Teil des Landkreises. Gleichzeitig wurde aber auch festgestellt, dass der Einsatzschwerpunkt - unabhängig von der Frage der zeitlichen Erreichbarkeit - im Bereich der Stadt Lüneburg und den unmittelbar angrenzenden Randgemeinden lag. Somit wurden ein deutlicher Optimierungsbedarf und ein Mehrbedarf in der Notarztversorgung für den Landkreis Lüneburg gesehen.

 

Letztendlich wurde zum 01.07.2009 eine Regelung umgesetzt, deren Eckpunkte auf folgenden Überlegungen beruhen:

 

1.       Stationierung des zweiten NEF am Städtischen Klinikum Lüneburg täglich von 7 bis 16 Uhr: Gerade am Tage liegt der Einsatzschwerpunkt für das Notarztsystem im Bereich der Stadt Lüneburg inklusive der angrenzenden Randgemeinden, da hier die meisten Menschen wohnen und vor allem auch arbeiten. Am Tage kann seitens der Rettungsleitstelle zusätzlich zum eigenen Notarztsystem ergänzend auf die umliegenden Rettungshubschrauber zurückgegriffen werden. Diese können insbesondere die Randbereiche des Landkreises Lüneburg oftmals schneller erreichen, als ein bodengebundener Notarzt (NEF). Eine Stationierung des zweiten NEF am Städtischen Klinikum Lüneburg hat den Vorteil, dass das ärztliche Personal parallel im Tagesdienst des Klinikums eingesetzt werden kann, wodurch die Personalkosten im Bereich des Notarztdienstes reduziert werden können.

 

2.       Stationierung des zweiten NEF an der Rettungswache Ellringen täglich von 16 bis 23 Uhr: Nach Sonnenuntergang kann die Rettungsleitstelle nicht mehr auf die Rettungshubschrauber zurückgreifen, sodass die notärztliche Versorgung in den Randbereichen des Landkreises Lüneburg im Hinblick auf die Eintreffzeit deutlich abnimmt. Durch die Verlegung des zweiten NEF auf die Rettungswache Ellringen wird die zeitliche Erreichbarkeit im östlichen Kreisgebiet entsprechend verbessert.

 

3.       In der Zeit von 23 bis 7 Uhr wird bislang auf ein zweites NEF verzichtet, da die Einsatzhäufigkeit und damit auch die Zahl der zeitgleich stattfindenden Notarzteinsätze (Duplizitäten) deutlich geringer ist, als während der beiden anderen Zeitintervalle. Eine Vorhaltung des zweiten NEF rund um die Uhr war in wirtschaftlicher Hinsicht bisher nicht vertretbar.

 

Nachdem zwischenzeitlich mehr als zwölf Monate mit dem modifizierten Notarztsystem gearbeitet wurde und damit belastbares Zahlenmaterial vorliegt, soll im Rahmen der Evaluation geprüft werden, inwieweit sich das System bewährt hat und ob ggf. Nachbesserungen notwendig sind.

 

Hierzu werden zunächst die vom Gutachter Forplan ermittelten Notarzt-Einsatzzahlen sowie die Einsatzzahlen des modifizierten Notarztsystems gegenübergestellt:

 

 

Zeitraum

01.07.200730.06.2008

01.07.200930.06.2010

Veränderung

NEF LG 1

3.642

3.507

-3,7 %

NEF LG 2

-

879

-

Rettungshubschrauber

385

224

-41,8 %

NEF anderer Landkreise

214

138

-35,5 %

2. / 3. Notarzt Klinikum

51

5

-90,2 %

Dr. Schwarze

57

132

+131,6 %

KV-Ärzte

52

42

-19,2 %

Notarzteinsätze gesamt

4.401

4.927

+ 12,0 %

 

 

Ein Vergleich der Zahlen zeigt, dass das zweite NEF zu einer zum Teil deutlichen Entlastung der anderen Systeme beigetragen hat. Obwohl die Einsatzzahlen insgesamt um rund 12 % gestiegen sind, hat das zweite NEF den anderen Systemen absolut gute 8 % der Einsatzzahlen abnehmen können.

 

Lediglich die Einsatzzahlen des Bedarfs-Notarztes Dr. Schwarze aus Harmstorf sind im Vergleich zum Bezugszeitraum deutlich gestiegen. Dies ist auf eine geänderte Vorgabe der Verwaltungsleitung im Jahr 2008 gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Rettungsleitstelle zurückzuführen, die Dr. Schwarze mittlerweile immer dann bevorzugt im östlichen Kreisgebiet einsetzen dürfen, wenn sich das zweite NEF nicht am Standort Ellringen befindet und Dr. Schwarze somit schneller am Einsatzort sein kann, als ein anderes notarztbesetztes Rettungsmittel. Letzteres ist insbesondere in der Zeit von 7 bis 16 Uhr sowie in der Zeit von 23 bis 7 Uhr der Fall, hier fuhr Dr. Schwarze 90,2 % seiner 132 Einsätze. Die Kosten für den Einsatz von Dr. Schwarze werden allerdings nicht von den Krankenkassen übernommen, sondern aus Haushaltsmitteln des Landkreises Lüneburg mit derzeit 200,-- € je Einsatz vergütet.

 

Insgesamt zeigen die Zahlen, dass die notärztliche Versorgung im Landkreis Lüneburg gerade im Hinblick auf die Eintreffzeit zum Teil deutlich verbessert werden konnte. Dies trifft einerseits natürlich auf das östliche Kreisgebiet zu, da das zweite NEF von 16 bis 23 Uhr am Standort Ellringen stationiert ist und das Notarztsystem zudem dort vom Bedarfs-Notarzt Dr. Schwarze unterstütz wird. Andererseits konnte die Eintreffzeit aber auch im restlichen Kreisgebiet verbessert werden, da das zweite NEF zum einen von 7 bis 16 Uhr am Standort Lüneburg zur Verfügung steht und zum zweiten die Notarztversorgung im Landkreis Lüneburg insgesamt deutlich erhöht wurde. Somit konnten Duplizitäten vielfach vom zweiten NEF abgedeckt werden, sodass dann nicht mehr auf andere, zeitaufwändigere Notarztsysteme (Rettungshubschrauber, NEF anderer Landkreise) zurückgegriffen werden musste.

 

Die Analyse der Einsatzzahlen zeigt, dass es  bei dem modifizierten Notarztsystem nach gut einem Jahr Laufzeit drei Gesichtspunkte, die im Rahmen der Evaluation kritisch zu hinterfragen sind. Einmal ist dies die notärztliche Versorgung in der Zeit von 23 bis 7 Uhr, darüber hinaus die Frage, an welchem Standort das zweite NEF künftig optimal stationiert ist und schließlich die Erforderlichkeit, den Bedarfs-Notarzt Dr. Schwarze einzubinden.

 

Bei genauerer Untersuchung der tageszeitlichen Einsatzverteilung zeigt sich, dass im Betrachtungszeitraum 2.478 Notarzteinsätze (50,3 %) im Zeitintervall 7 – 16 Uhr, 1.601 Notarzteinsätze (32,5 %) im Zeitintervall 16 – 23 Uhr und nur noch 848 Notarzteinsätze (17,2 %) im Zeitintervall 23 – 7 Uhr stattfanden. Letzteres entspricht durchschnittlich 2,3 Einsätzen pro Tag und Zeitintervall. Dieses Einsatzaufkommen lässt sich, wenn man die Frage der Duplizitäten außer acht lässt, ohne weiteres von einem NEF abdecken. Allerdings muss dieses NEF fast das komplette Kreisgebiet (außer Gemeinde Amt Neuhaus) abdecken, sodass Duplizitäten wenn überhaupt nur mit einer deutlich verlängerten Eintreffzeit des NEF bedient werden können. Um dies zu vermeiden, soll mit den Krankenkassen eine 24-stündige Vorhaltung des zweiten NEF verhandelt werden.

 

Hinsichtlich der Standortfrage ist eine Stationierung des zweiten NEF am Klinikum in der Zeit von 7 bis 16 Uhr aus Sicht der Verwaltung unumstritten. Hier wurde eine Lösung gefunden, die einerseits der Spitzenabdeckung am Einsatzschwerpunkt Lüneburg und Randgemeinden gerecht wird und die andererseits mit annehmbaren Personalkosten für das notärztliche Personal kalkulierbar ist. Zudem kann am Tage ergänzend auf die umliegenden Rettungshubschrauber und benachbarte NEF zurückgegriffen werden, um das Einsatzaufkommen in den Randbereichen des Landkreises Lüneburg abzudecken.

 

Die Standortfrage stellt sich vielmehr insbesondere im Zeitintervall 16 bis 23 Uhr. Eine Auswertung der räumlichen Verteilung der Notarzteinsätze ergibt, dass nur 15,11 % aller Notarzteinsätze in den Ausrückbereich des Notarztstandortes Ellringen fallen, während  84,89 % der Notarzteinsätze im Ausrückbereich des Notarztstandortes Lüneburg liegen (67,63 % aller Notarzteinsätze entfallen auf den Bereich Lüneburg und Randgemeinden). Bezogen auf der Aufkommen in Höhe von 1.601 Notarzteinsätzen im Zeitintervall 16 bis 23 Uhr bedeutet dies, dass rechnerisch 1.359 Notarzteinsätze vom Notarztstandort Lüneburg versorgt werden müssten, während auf den Notarztstandort Ellringen nur 242 Notarzteinsätze entfallen. Bedingt durch diese deutlich geringere Einsatzbelastung wird das zweite NEF somit vielfach dazu genutzt, Duplizitäten im Ausrückbereich des Notarztstandortes Lüneburg abzudecken, wobei dann allerdings eine entsprechend längere Anfahrtszeit einkalkuliert werden muss.

 

Insgesamt würde die Bevölkerung im Landkreis Lüneburg von einer Reduzierung der Einsatzbelastung des ersten NEF profitieren, weil sich dadurch die Zahl der Duplizitäten verringern und gleichzeitig die durchschnittliche Eintreffzeit im Ausrückbereich des Notarztstandortes Lüneburg reduzieren würde. Diese Reduzierung der Einsatzbelastung ließe sich durch eine Vergrößerung des Ausrückbereichs des zweiten NEF erreichen, was wiederum eine Verlegung des Notarztstandortes Ellringen in westliche oder nordwestliche Richtung erfordern würde.

 

Für eine solche Verlegung würde unter anderem auch sprechen, dass einerseits die Rettungshubschrauber je nach Jahreszeit deutlich länger als 16 Uhr zur Verfügung stehen und der Notarztstandort Bad Bevensen ganzjährig ab 18 Uhr bis 8 Uhr am nächsten Morgen besetzt ist, sodass der südöstliche Randbereich des Landkreises Lüneburg nach wie vor gut versorgt werden könnte.

 

Die Erweiterung des Ausrückbereiches und die Erhöhung der Einsatzbelastung des zweiten NEF unterstreicht zugleich die Forderung, das zweiter NEF auch im Zeitraum 23 bis 7 Uhr durchgehend vorzuhalten.

 

Es wäre beispielsweise denkbar, den Notarztstandort von Ellringen in Richtung Neetze zu verlegen, sodass die Ausrückbereiche der Rettungswachen Ellringen und Bockelkathen komplett vom zweiten NEF notärztlich versorgt werden könnten. Das Einsatzaufkommen würde sich dadurch von 241 auf 391 Einsätze im Zeitintervall 16 bis 23 Uhr und von 128 auf 207 Einsätze im Zeitintervall 23 bis 7 Uhr erhöhen. Zusätzlich würde sich die Erreichbarkeit des Bereichs Lüneburg und Randgemeinden deutlich verbessern, sodass das zweite NEF zusätzlich auch besser zur Abdeckung von Duplizitäten im dortigen Einsatzbereich eingesetzt werden könnte. 

 

Die durchschnittliche Eintreffzeit im jetzigen Ausrückbereich des Notarztstandortes Ellringen würde sich im Falle einer Verlegung des Standortes zwar geringfügig verschlechtern, insgesamt würde sich jedoch für die Bevölkerung im Landkreis Lüneburg eine weitere deutliche Verbesserung der notärztlichen Versorgung ergeben.

 

 

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