Auszug - Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion (Eingang: 22.02.2010); Resolution: Kein Ausstieg aus dem Ausstieg: Keine Laufzeitverlängerungen beschließen, das Gorleben-Moratorium nicht aufheben
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Wortprotokoll Beschluss Abstimmungsergebnis |
Diskussionsverlauf:
LR Nahrstedt gibt bekannt, dass zu diesem TOP ein
Änderungsantrag der Grünen-Fraktion vorliegt über den getrennt abgestimmt
werden soll. Zu Punkt 1 bis 3 werde die Annahme durch den Kreisausschuss
empfohlen.
KTA Staudte erläutert, dass die momentane politische
Diskussion die Grüne-Fraktion dazu gebracht habe, diese Resolution
einzubringen.
Zum einen möchte
man, dass sich der Landkreis Lüneburg gemeinsam mit dem Landkreis Harburg und
der Landesregierung Niedersachsen dafür stark macht, dass die Wiederinbetriebnahme
des AKW Krümmel versagt wird. Es liegen erhebliche technische Mängel vor und es
komme immer wieder zu Störfällen. Hinzu komme die mangelnde Verlässlichkeit des
Betreibers Vattenfall. Mittlerweile gebe es viele Proteste. KTA Staudte
verweist auf die geplante Menschenkette am 24.04.2010, an der sich auch die
Grünen beteiligen werden.
Ein weiteres Thema,
was den Landkreis Lüneburg betreffe, sei der Salzstock in Gorleben. Hier sollte
man sich eindeutig positionieren und zeigen, dass es Bedenken hinsichtlich der
geologischen Geeignetheit gebe.
Derzeit befinden sich die Castoren in einer überirdischen
Lagerhalle. Es muss verhindert werden, dass diese jemals in den unterirdischen
Salzstock gelangen.
Der Salzstock weise Frostrisse auf und befinde sich in einem
Gebiet mit einem erhöhten Erdbebenrisiko. Darüber hinaus existiere kein
wissenschaftliches Ergebnis darüber, ob Salz überhaupt der geeignete Lagerraum für
hochradioaktives Material darstelle.
In den Jahren 2000/2001 habe man sich mühsam auf den Atomkonsens
geeinigt, welcher nun durch die CDU/FDP-Regierung gekündigt werden soll. Dem
wolle man entgegentreten. Es gebe ein Rechtsgutachten der deutschen Umwelthilfe,
in dem unter anderem zu lesen sei: „ …sollte es jetzt ohne
Vorliegen von überragenden Gemeinwohlgründen zu einer Laufzeitverlängerung
kommen, verletzt der Staat seine verfassungsrechtlichen Vorsorge- und
Schutzpflichten indem er die Produktion von zusätzlichem Atommüll ohne
geeignete Entsorgungsmöglichkeit zulässt.“
Sie habe rechtliche Bedenken, dass das Verhalten der
Bundesregierung rechtens sei.
So appelliert KTA Staudte an den Kreistag ein Zeichen zu setzen,
um die Kündigung des Atomkonsenses zu verhindern.
KTA Kamp
teilt
mit, dass seine Fraktion die vorlegte Resolution der Grünen-Fraktion unterstütze
und eine eindeutige Position zu diesem Thema für wichtig und erforderlich halte.
Die Resolution beinhalte drei Hauptforderungen. Erstens dürfe
das AKW Krümmel nicht wieder ans Netz gehen. Zweitens keine
Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke und keine Abschaffung des Atomkonsenses.
Drittens dürfe das Moratorium Gorleben nicht aufgegeben werden, um
ergebnisoffen forschen zu können.
Nach den beiden Störfällen im AKW Krümmel sei nach dem Prinzip
gehandelt worden „Aus den Augen, aus dem Sinn.“. Dem werde sich die
SPD-Fraktion nicht anschließen. Krümmel bleibe ein „Pannenreaktor“,
welcher nicht für die Versorgungssicherheit angefahren werde, sondern aus
reiner Profitgier. Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger sei seiner
Fraktion aber wichtiger, als der Profit von Vattenfall.
Der Atomkonsens sei in Gefahr. Die neue Bundesregierung möchte
den Unternehmen Milliardengewinne generieren, anstatt für die Sicherheit der
Menschen zu sorgen. Somit stünden auch die regenerativen Energien und die
Energiewende auf dem Spiel.
KTA Kamp appelliert, dass der Atomkonsens nicht abgeschafft
werden dürfe und der Atomausstieg
schnellstmöglich vollzogen werden müsse.
Mit der Laufzeitverlängerung der AKWs steige auch die Menge des
Atommülls, so KTA Kamp. Ohne weiter nach geeigneten Endlagern zu suchen, werde
Gorleben weiter als „Atomklo“ der Bundesregierung genutzt. Die
Suche nach geeigneten Lagerstätten müsse weiter gehen, auch in Bayern und
Baden-Württemberg.
Seine Fraktion werde dieser Resolution zustimmen und somit auch
für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger stimmen.
KTA
Blume kritisiert, dass der vorliegende Antrag der Grünen-Fraktion der
CDU noch vor 3 Wochen intern als SPD-Antrag vorgelegt wurde.
Die CDU sehe die Thematik etwas differenzierter. Bei den
Punkten 2 und 3 werde die Fraktion nicht zustimmen. Der formale Grund für diese
Entscheidung sei, dass weder eine generelle Laufzeitverlängerung für AKWs noch
die Aufhebung des Moratoriums Gorleben in die Zuständigkeit des Landkreises
fallen. Eine moderate Laufzeitverlängerung, so wie sie Umweltminister Röttgens
nach sicherheitsrechtlichen Prüfungen vorschlage und die Beendigung des
Moratoriums Gorleben, was niemals sachlich sondern nur mit politischem Kalkül
zu begründen wäre, seien für seine Fraktion die inhaltlichen Gründe, die zu der
Ablehnung führten.
Zu Punkt 1 sei auch die CDU der Meinung, dass das AKW Krümmel
nicht wieder ans Netz gehen solllte. Man habe kein Vertrauen mehr zu dem
Betreiber.
KTA
Röckseisen ist der Auffassung, dass man nicht zur Panikmache beitragen
sollte.
Krümmel sei das AKW, welches momentan unter der schärfsten
Kritik und Beobachtung stehe. Demnach werde jeder Fehler schnellstmöglich
bemerkt, so dass nichts passieren könne.
Sie sehe aber die Asse in Gorleben als ein
„Pulverfass“ an. Deshalb werde die FDP diesem Punkt zustimmen.
KTA
Berisha sieht den Kreistag nicht als zuständig an.
Mit Unterzeichnung und Verabschiedung der EU-Verfassung, die
auch von den Grünen in 2008 befürwortet worden sei, gelte auch weiter der
Euratom-Vertrag. Dieser Vertrag regele die finanzielle Förderung auf dem Gebiet
der Kernenergieforschung. Folglich stimme die eingebrachte Resolution nicht mit
der in 2008 getroffen Entscheidung der Grünen-Fraktion überein.
Auch wenn man die Laufzeit der Atomkraftwerke in Deutschland
nicht verlängern würde, gäbe es noch weitere AKWs in 13 EU-Ländern.
Er werde dieser Resolution nicht zustimmen.
KTA
Fahrenwaldt kritisiert die Aussage von KTA Röckseisen. Atomkraft sei
keinesfalls sicher und somit müsse der Kreistag eindeutig Stellung beziehen.
Die Linke werde diesen Antrag unterstützen.
KTA
Verlinden macht deutlich, dass sie über die Aussage von KTA Röckseisen
schockiert sei. Das Verhalten des Betreibers Vattenfall könne nicht einfach
akzeptiert werden. Hier müssen eindeutige Konsequenzen gezogen werden.
Sie finde es löblich, dass die SPD-Fraktion dieser Resolution
zustimmen werde. Folglich könne sie aber nicht nachvollziehen, warum sich die
SPD-Fraktion gegen Öko-Strom in öffentlichen Gebäuden ausgesprochen habe.
KTA
Zimmermann möchte die Aussage von KTA Röckseisen korrigieren. Ihre
Fraktion vertraue darauf, dass nicht sichere Kraftwerke nicht ans Netz gehen
werden. Durch die Aussagen mancher Abgeordneten werde bei der Bevölkerung Panik
ausgelöst, was zu vermeiden sei.
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Beschluss:
„Die aktuelle politische Diskussion gibt Anlass, die vom
Kreistag am 16. Juli 2007 und am 31.August 2009 beschlossene Resolution in
ihren Kernaussagen zu bekräftigen:
- Der
Landrat wird gebeten, in enger Abstimmung mit dem Landkreis Harburg, die
Landesregierung von Niedersachsen eindringlich aufzufordern auf das Land
Schleswig-Holstein einzuwirken, damit das Atomkraftwerk Krümmel (AKW)
nicht wieder in Betrieb genommen wird.
- Der
Kreistag von Lüneburg appelliert an die CDU-FDP-Bundesregierung, keine
Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke zu beschließen. Ebenso muss die
CDU-FDP-Landesregierung in diesem Sinne im Bundesrat intervenieren.
- Der
Landkreis Lüneburg, dessen Kreisgrenze nur ca. 42 km von dem Salzstock
Gorleben entfernt liegt, fordert die Bundesregierung auf, das Moratorium
in Gorleben nicht aufzuheben und einen vergleichenden, ergebnisoffenen
Endlagersuchprozess entsprechend der Kriterien des „AKW End“
zu beginnen.
Abstimmungsergebnis:
zum Punkt 1: 47 Ja-Stimmen und 3 Gegenstimmen
zum Punkt 2: 26 Ja-Stimmen und 22 Gegenstimmen
zum Punkt 3: 29 Ja-Stimmen und 19 Gegenstimmen